Wissenschaftlicher Beirat für Aktionsplan Ostseeschutz 2030 konstituiert
Forschungsinstitute unterstützen das Land bei der Umsetzung des Ostseeschutzes
„Mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 haben wir im letzten Jahr das größte Programm zum Schutz der Ostsee in der Geschichte Schleswig-Holsteins beschlossen“, sagte der Ministerpräsident zur Eröffnung der konstituierenden Sitzung. „Ostseeschutz funktioniert nur gemeinsam: mit den Menschen in Schleswig-Holstein, mit den Fischern und Landwirtinnen, den Naturschützern und den Beschäftigten in der Tourismusbranche – und mit den Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft. Dank ihnen wissen wir ziemlich genau, wie es um die Ostsee steht“, so Günther. Heute gehe die Landesregierung einen weiteren Schritt bei der Umsetzung des Aktionsplans. „Es freut mich sehr, dass Sie als Vertreterinnen und Vertreter international renommierter Forschungsinstitute unserem Ruf in den Wissenschaftlichen Beirat gefolgt sind. Sie stehen unserer Landesregierung von nun an mit Ihrer Expertise und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen beim Ostseeschutz beratend zur Seite – dafür sind wir Ihnen sehr dankbar.“
In dem wissenschaftlichen Gremium arbeiten 16 Expert:innen, die die Bereiche Meeresökologie, Munition im Meer, Geologie, Klima, Tourismus, Wirtschaft, Fischerei, Landwirtschaft und Gesellschaftswissenschaften abdecken. Sie kommen vom ºÚÁÏÊÓÆµ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (ºÚÁÏÊÓÆµ), von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW), dem Institut für Weltwirtschaft (IfW), vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) und von der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM).
„Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht es, komplexe ökologische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge zu verstehen und ganz gezielt Maßnahmen zu entwickeln, mit der wir unsere Ostsee wirksam und besser schützen können“, sagte der Regierungschef.
„Artensterben, Verschmutzung und Klimawandel: Die drei globalen Umweltkrisen finden in der Ostsee wie unter einem Brennglas statt. Mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 hat die Landesregierung ein effektives Schutzprogramm für die Ostsee auf den Weg gebracht. Der Beirat wird eine wichtige Plattform sein, um Wissenschaft, Verwaltung und Politik im Sinne einer lebendigen und gesunden Ostsee zu vernetzen. Wir Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner lieben unsere Ostsee und werden gemeinsam künftig besser mit ihr umgehen“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt.
Zur Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats haben die Mitglieder Professorin Dr. Ursula Siebert vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, gewählt.
„Ich bedanke mich herzlich für das Vertrauen, den Wissenschaftlichen Beirat für den Aktionsplan Ostseeschutz 2030 leiten zu dürfen. Der Beirat birgt die große Möglichkeit, auf einem interdisziplinären wissenschaftlichen Level die Entscheidungsträger und Öffentlichkeit zu beraten und damit den Weg für eine gesündere Ostsee zu unterstützen“, sagte Siebert.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden des Gremiums wurde Prof. Dr. Thorsten Reusch vom ºÚÁÏÊÓÆµ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel gewählt.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in diesem kompetenten interdisziplinären Team. Dies ist eine wichtige Möglichkeit, unsere gesammelte Expertise als unabhängiges wissenschaftliches Gremium in politische Prozesse einzubringen. Wir haben die gemeinsame Verantwortung, das Ökosystem Ostsee mit seinen vielfältigen Funktionen zu erhalten – und das angesichts sehr schwieriger Rahmenbedingungen wie beispielsweise massiver Überfischung in der Vergangenheit und dreimal schneller steigenden Meerestemperaturen im Vergleich zum globalen Durchschnitt“, sagte Reusch.
Der Wissenschaftliche Beirat wird mindestens einmal im Jahr zusammenkommen.
Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für den Aktionsplan Ostseeschutz:
Prof. Prof. h. c. Dr. Ursula Siebert, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW Büsum)
Prof. Dr. Thorsten B. Reusch, ºÚÁÏÊÓÆµ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Forschungsbereich 3: Marine Ökologie
Prof. Dr. Jens Greinert, ºÚÁÏÊÓÆµ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Forschungsbereich 2: Marine Biogeochemie
Dr. Thomas Martin, ºÚÁÏÊÓÆµ Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Forschungsbereich 1: Ozeanzirkulation und Klimadynamik
Prof. Dr. Christian Winter, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Geowissenschaften
Prof. Dr. Stefan Garthe, Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Prof. Dr. Konrad Ott, Philosophisches Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Prof. Dr. Nicola Fohrer, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Institut für Natur- und Ressourcenschutz, Abteilung für Hydrologie und Wasserwirtschaft
Prof. Dr. Marie-Catherine Riekhof, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Politische Ökonomie des Ressourcenmanagements mit Schwerpunkt auf Meeres- und Küstenressourcen
Prof. Dr. Nele Matz-Lück, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Geschäftsführende Direktorin des Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht
Prof. Dr. Torben Tiedemann, Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft
Prof. Dr. Wilfried Rickels, Kiel Institut für Weltwirtschaft
Dr. Dirk Schmücker, Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH
Dr. Joachim Harms, Deutsche Allianz Meeresforschung e.V.
Andreas Burmester, Maritimer Koordinator der Landesregierung Schleswig-Holstein
Dr. Juliane Rumpf, Landesnaturschutzbeauftragte, Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein
Hintergrund: Aktionsplan Ostseeschutz:
Im Rahmen des am 19. März 2024 von der Landesregierung beschlossenen Aktionsplan Ostseeschutz werden zahlreiche Maßnahmen zum Schutz des Meeres ergriffen. 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee werden unter strengen Schutz gestellt. Damit sollen insbesondere Rückzugs- und Ruheräume für Tiere und Pflanzen entstehen. Um die bedrohte Artenvielfalt zu schützen, werden zudem etwa Riffstrukturen oder Seegraswiesen wiederhergestellt.
Um das Meer vor Überdüngung zu schützen, wurde bereits Ende 2024 zusätzlich zur Düngeverordnung eine Zielvereinbarung mit der Landwirtschaft geschlossen. Diese hat zum Ziel, die Austräge von Stickstoff und Phosphor aus der Landwirtschaft um zehn Prozent bis zum Jahr 2030 und um weitere zehn Prozent bis zum Jahr 2035 zu verringern. Dies entspricht einer Reduktion um 400 Tonnen Stickstoff und 13 Tonnen Phosphor bis zum Jahr 2035 und damit einem Anteil von etwa sechs Prozent der aktuellen Frachten. Außerdem werden die Einleitwerte von kommunalen Kläranlagen an den aktuellen Stand der Technik angepasst und die Förderung zur Phosphatfällung und Stickstoffeliminierung an Kläranlagen fortgeführt und erweitert.
Um die Munitionsaltlasten aus der Ostsee zu bergen, hatte die Bundesregierung 2024 als ersten Schritt ein Sofortprogramm aufgelegt und die ersten sechs Tonnen Munition bearbeitet. Um die Verklappungsgebiete großflächig von den Munitionsaltlasten zu befreien, sollen Plattformen auf See gebaut werden, von denen aus der gesamte Prozess von der Detektion über die Bergung bis zur Entsorgung stattfinden kann.

Konstituierende Sitzung am ºÚÁÏÊÓÆµ: Auf Einladung von Ministerpräsident Daniel Günther hat sich der Wissenschaftliche Beirat zum Aktionsplan Ostseeschutz 2030 gegründet.
Foto: Patrick Kraft, Staatskanzlei SH

16 Expert:innen von führenden europäischen Forschungsinstituten und vom Land Schleswig-Holstein sind vom Ministerpräsidenten berufen worden, um die Umsetzung des Aktionsplan Ostseeschutz (APOS) wissenschaftlich zu begleiten.
Foto: Patrick Kraft, Staatskanzlei SH

"Artensterben, Verschmutzung und Klimawandel: Die drei globalen Umweltkrisen finden in der Ostsee wie unter einem Brennglas statt", sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (m.). Der Aktionsplan soll als Schutzprogramm für das stark belastete Meer wirken.
Foto: Patrick Kraft, Staatskanzlei S-H